Fed weckt die Anleger aus ihren Zinsträumen
Fed fährt geldpolitisch geradeaus
Aus unserer Sicht brachte die Sitzung der US-Notenbank keine Überraschung: Die Fed beließ ihr Tagesgeld-Zielband unverändert bei 5,25 % - 5,50 %. Sie kassierte zudem ihren Hinweis auf mögliche weitere Zinsanhebungen. So weit, so gut. Doch: Mit einer Senkung rechne man nicht, bevor noch mehr Zuversicht über ein Erreichen des 2%-Inflationsziels hergestellt sei. Diese Klarstellung weckte die Wall Street unsanft aus ihren Träumen von baldigen Zinssenkungen. Zwar wird der nächste Zinsschritt aus unserer Sicht nach unten gehen, aber wohl erst im Juni, sofern sich das Umfeld in den kommenden Wochen nicht abrupt ändert. Fed-Chef Powell könnte die Aussichten im Rahmen seines halbjährlichen Rechenschaftsberichts in rund vier Wochen nochmals neu justieren.
Enttäuschung über Tech-Zahlen
An der Wall Street kam es nach der Fed-Entscheidung zu einem Kursrutsch. Der S&P 500 schloss 1,6 % im Minus bei 4.845 Punkten, der Technologieindex der Nasdaq verlor sogar 2,2 %. Hier schlug die Enttäuschung über die am Dienstag nachbörslich berichteten Zahlen der Google-Mutter Alphabet (-7,5 %) besonders durch. Microsofts Zahlenwerk wurde zwar als solide eingeschätzt, die weiteren Aussichten aber skeptischer. Die auf Rekordhoch in den Tag gestartete Aktie verlor bis zum Handelsschluss 2,7 %. Jeweils rund 2 % gaben die rege gehandelten Titel von Apple und Tesla ab. Erstere berichten heute über das abgelaufene Geschäftsjahr. Der deutsche Aktienmarkt dürfte leichter in den Handel starten, der DAX gab gegenüber dem Handelsschluss nachbörslich nochmal rund 100 Punkte auf gut 16.800 Zähler ab. Zur Schlussglocke hatte er bereits 0,4 % Minus verzeichnet. Tagesverlierer war nochmals Bayer (-4 %). Prozessrisiken in Amerika drückten die Aktie damit unter ihren während der Finanzkrise 2008 markierten Tiefstand.
Euro-Inflation geht zurück
Von den Frankfurter Währungshütern erwarten wir ebenfalls erste Zinssenkungen zur Jahresmitte. Dass ihre Inflationsbekämpfung Früchte trägt, zeigten gestern die jüngsten Zahlen. In Deutschland ging die Teuerungsrate im Januar auf 3,1 % zurück, in Frankreich auf 3,4 %, in beiden Fällen lag dies leicht unter den Erwartungen der Volkswirte. Heute rundet die aggregierte Inflationsrate für den Euroraum das Bild ab. Deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient allerdings der ISM-Index. Die in ihm gemessene Stimmung der Einkaufsmanager könnte Hinweise darauf geben, ob sich unser Szenario einer weichen Landung der US-Konjunktur konkretisiert. Anders als der Marktkonsens sehen wir den Index zum Vormonat spürbar sinken, auf 45,0 Punkte. Damit wäre er eindeutig in der Kontraktionszone gelandet.
Tauziehen in Kongress und EU-Rat
Das US-Repräsentantenhaus hat nach längerem Tauziehen einem Steuerpaket zugestimmt. Die Entlastung für Familien mit Kindern soll verlängert werden, ebenso wie Vorteile für Unternehmen bei Investitionen und Forschungsausgaben. Das Paket muss aber noch durch den Senat. Eine schwierige Geburt steht dem 50 Milliarden Euro schweren EU-Hilfspaket für die Ukraine bevor. Auf dem EU-Gipfel wollen die 26 übrigen Regierungschefs heute versuchen, Ungarns Ministerpräsidenten Orban von seiner Blockadepolitik abzubringen. Im Kreml sieht man Orbans Haltung mit Wohlwollen.
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